Es gibt immer mehr ökologische und soziale Leuchtpunkte am Horizont unserer landwirtschaftlichen Umgebung. Dies gibt Hoffnung, denn unsere industrialisierte Landwirtschaft schadet Mensch und Natur. Die Schäden sind unübersehbar: Triste Landschaften, Massentierhaltung, Artenverlust, belastetes Grundwasser, chemiebelastete Nahrung, 50% Humusverlust über die letzten 70 Jahre und damit hauptverantwortlich für den CO 2 -Anstieg in der Luft, massenhaft sterbende Höfe usw.

Unsere Landwirte sind zu Maschinisten degradiert worden, die gegen die Zeit (und das Land) kämpfen. Immer größere Traktoren, Maschinen, Giftmengen und Arbeitszeiten brauchen sie, um bei der Zentralisierung und damit gegen ihre eigenen Kollegen mithalten zu können. Auch in anderen Ländern verursachen wir unermessliche Schäden durch Importe industrieller Landwirtschaftsgüter, insbesondere von Tierfutter, für unseren übermäßigen Fleischkonsum und die Milchüberproduktion. Urwälder werden dafür gerodet, Böden ausgelaugt, Kleinbauern vertrieben und die Lebensmittelpreise für die einheimische Bevölkerung hochgetrieben.

Wir Konsumenten mit unserem Hang zu ‚billig und viel‘ tragen für die Misere der Bauern und die Vernichtung des Bodens die volle Mitverantwortung. Selbst diejenigen, die gerne etwas mehr für Lebensmittel bezahlen, achten meistens nicht auf die sozialen oder ökologischen Auswirkungen bei ihrem Kaufverhalten. Die Bequemlichkeit ist oft das größte Hindernis für ein verantwortliches Konsumverhalten. Als Beispiel sei hier nur der ständig steigende Umsatz der Nespressokapseln genannt.

Die von den wachstumsgläubigen Politikern forcierten Freihandelsabkommen bringen unsere Bauern noch mehr unter Druck. Billige Produkte aus Ländern ohne Umwelt- oder Sozialstandards überschwemmen unsere Märkte mehr und mehr. Die Spekulationsmärkte und multinationale Unternehmen wie Nestlé bereichern sich so zunehmend auf Kosten der Natur und der Kleinbauern.

Die Nährstoff-, besonders die Stickstoffkreisläufe sind nicht nur innerhalb der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch weltweit durch gigantische internationale Kunstdünger-, Tierfutter- und Lebensmittelverschiebungen sowie die industrialisierte Landwirtschaftspraxis gefährlich aus der Balance geraten.

Die Industrielandwirtschaft, die auch fast ausschließlich an unseren Landwirtschaftsschulen und Universitäten gelehrt wird, ist das eine Extrem. Die Menschen, die einfach nur zurück zur Natur wollen, vertreten das andere Extrem. Nur von der Natur leben, ohne Kultivierung, wäre höchstens für 1% der Bevölkerung noch möglich. Der Rest der Bevölkerung müsste mangels Nahrung verhungern. Auch diejenigen, die eine einfache Verteilung von Getreide- und Gemüsesaaten ohne große Unkraut-, bzw. Beikrautkontrolle zur Lebensmittelproduktion propagieren, wie dies von einigen Permakulturanhängern proklamiert wird, würden bald feststellen müssen, dass dadurch der größte Teil der Bevölkerung verhungern würde. Der Ertrag pro m 2 ist so einfach zu gering.

Eine gesunde und nachhaltige Lebensmittelproduktion für die sogar noch wachsende Bevölkerung, ist nur möglich, wenn die zur Verfügung stehenden Anbauflächen auch optimal genutzt werden. Dazu ist eine Professionalität nötig, die nicht nur etwas von Technik und Chemie versteht, sondern auch die Lebensprozesse in Erde, Pflanze und Tier immer besser verstehen lernt und verinnerlicht. Richtig näher kommt man dem Verständnis des Lebendigen, wenn man auch die gesamte Erde als lebendigen Organismus akzeptieren kann und sogar die kosmischen Einflüsse auf den Erdorganismus mit in Betracht zieht, wie dies bei der biologisch dynamischen Methode der Fall ist.

Die Landwirtschaft bietet die Grundlage für unsere Wirtschaft. Sie darf aber nicht einfach deren profitorientierten Gesetzen untergeordnet werden! Viele Biobetriebe gehen allerdings auch nur den einseitig auf Kommerz ausgerichteten Weg. Spezialisierung und Rationalisierung lassen oft keinen Raum mehr für ökologische oder soziale Entwicklungen. Dies wird genauso in die Sackgasse führen wie die konventionelle Landwirtschaft. Die Landwirtschaft, unser aller Basis, muss ganz neu in unser Bewusstsein als mitverantwortliche Bürger treten. In der Landwirtschaft haben wir es immer mit „Realitäten“ zu tun, an denen wir wieder lernen können, uns zu orientieren. Neues Leben, auch im Sozialen, kann sich von unseren Höfen aus verbreiten.

Dies sollten die zukünftigen Aufgaben unserer Höfe sein:

° Die Bodenfruchtbarkeit mit dem Humus muss wieder aufgebaut werden, damit sie uns auch zukünftig mit gesunder Nahrung versorgen können. Natürlich können sich auch die meisten Biobetriebe in ihren Anbaumetoden noch verbessern. Z.B. ist das pfluglose Arbeiten in den ersten Jahren zwar schwierig zu meistern, aber wenn einmal richtig etabliert, kann es viel Energie, Zeit und Dünger ersparen.

° Der Wasserhaushalt kann durch ein erhöhtes Bodenleben, Hecken, Wasserrückhaltegräben, Biotope usw. wieder in Ordnung gebracht werden und so auch Überschwemmungen reduzieren.

° Das CO 2 kann über Pflanzen und Humusaufbau in der Erde wieder zu einem Lebensspender werden. Durch diese lebendige Kohlenstoffeinlagerung aus der Luft wird Gift zu Gold (Humus) gemacht. Über neue Pyrolyse-Verfahren können zusätzlich Pflanzenmaterialien verkohlt und humusaufbauend dem Boden zugeführt werden (Terra Preta).

° Kühe bringen bei richtiger Haltung mehr Stick- und Kohlenstoffe in den Boden, als dass diese durch sie in die Atmosphäre verschwinden. Dazu müssen sie allerdings ihrer Natur entsprechend vorwiegend Gras und Heu zu fressen bekommen. Soja aus südlichen Ländern und Mais von hier machen Tiere und Boden krank, und gefährliche Stickstoffverbindungen entweichen dadurch in großen Mengen in die Atmosphäre. Wie sagt man so schön: „Jedes Böhnchen ist ein Tönchen!“. Den sehr flüchtigen Stickstoff bindet man am besten mit viel Stroh (Kohlenstoff) und in gut geführten Kompostprozessen. Gülletanks können mit einer schwimmenden Holzhäckselschicht (Kohlenstoff) abgedeckt werden, die man alle drei Jahre auswechseln und kompostieren kann. (Schon vor 25 Jahren machte ich damit meine ersten guten Erfahrungen.)

° Durch den Verzicht auf krankmachendes Soja- und Maisfutter sowie auf Pflanzenproduktion für Biogasanlagen werden Anbauflächen für Gemüse und Getreide zur menschlichen Ernährung frei.

° Eine erweiterte Vielfalt von Kulturpflanzen und Nutztierarten auf unseren Höfen wird automatisch auch wieder die natürliche Artenvielfalt in deren Umgebung erhöhen.

° Der Entwicklung von kräftigem und gesundem Saatgut, das nicht auf Chemiegifte angewiesen ist, sollte höchste Aufmerksamkeit geschenkt werden.

° Jeder Hof braucht Bienen! Sie dienen der Verlebendigung des landwirtschaftlichen Organismus‘ und dessen Umgebung. Honigausbeute ist nicht die Hauptsache. Gezielt können blühende Pflanzen über das ganze Sommerhalbjahr angebaut werden. Mit wachsender menschlicher Fürsorge können die Bienen wieder gesunden.

° Jeder Betrieb wird seinen gesunden „Hoforganismus“ mit dem richtigen Verhältnis von Tieren, Futterbau, Weideland, Getreide, Gemüse, Obst, Hecken, Wald, Biotopen usw. wieder entwickeln müssen. Die Höfe werden sich dadurch von Futter- und Düngemittelzukauf befreien.

° Soziale und gesundheitliche Neuorientierung in der Bevölkerung kann sehr gut in Zusammenarbeit mit gesunden „Hoforganismen“ stattfinden.

° Schule und Schulungen am Hof bieten eine gesunde Basis für alle Lebensbereiche.

All diese Maßnahmen erhöhen die ökologische und ökonomische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, eines Hoforganismus. Die vielfältigen Aufgaben können nur noch selten von einer Familie bewerkstelligt werden. Es bedarf ganz neuer Konzepte, wo z.B. mehrere Familien ihre Aufgabe finden oder mehrere Kleinbetriebe assoziativ zusammenarbeiten.

Da wir alle Mitverantwortung für den riesigen Raubbau an unseren Böden und der Landschaft tragen, sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass auch wir Konsumenten den Um- und Neuaufbau unserer landwirtschaftlichen Betriebe mittragen. Dies kann am besten dadurch geschehen, indem man sich konkret mit einem Hof verbindet.

Es gibt verschiedene Formen einen Hof mitzutragen. In der Regel geschieht dies immer noch indirekt über den Kauf von Lebensmitteln in einem Supermarkt. Neue Verkaufsformen, wie die über Hofläden oder die nun wachsenden Abo-Kisten-Bewegung, indem der Kunde wöchentlich, zu einem Festpreis, die Lebensmittel der Saison erhält, bieten einen viel direkteren Kontakt zwischen den Höfen und den Konsumenten.

Konkret können wir auch durch gezielte Einsätze beim Unkraut jäten oder Ernten helfen, wir können helfen Hoffeste zu organisieren, zinslose Darlehen geben, ein regelmäßiges Hofinformationsblatt mitgestalten, einen Baueinsatz organisieren oder unsere benötigten Lebensmittel schon Jahre im Voraus bezahlen. Es gibt tausend Möglichkeiten der Hilfe. Wichtig ist es, den überarbeiteten Landwirten die Kommunikation zu erleichtern. So können Gruppen und Vereine zur Förderung eines gesunden Hoforganismus entstehen. Wenn sich die Besitzverhältnisse zudem zukünftig auch „gemeinnütziger“ gestalten, werden auch die Förderer sich leichter und selbstloser zum Hof stellen können.

Es entstehen nun auch zunehmend Verantwortungsgemeinschaften, die das sogenannte „Community Supported Agriculture“ oder „Solidarische Landwirtschaft“-System miteinander entwickeln. Im Kern geht es dabei um einen Verantwortungsvertrag zwischen der am Hof arbeitenden Gemeinschaft und der um den Hof stehenden mittragenden Konsumgemeinschaft. Die innere Hofgemeinschaft erstellt ein Budget über die Jahreskosten des Betriebes und seiner Mitarbeiter, um den Hof gesund zu entwickeln und daraus das Bestmögliche zu produzieren. Die äußere Konsumgemeinschaft versucht diese Prozesse zu verstehen und gemeinsam den benötigten Geldbetrag der inneren Hofgemeinschaft durch monatliche Zahlungen zu garantieren. Die äußere Konsumgemeinschaft bekommt dafür auch die vielfältigen Lebensmittel des Hofes wöchentlich „geschenkt“. So können beide Seiten eine große Sicherheit füreinander entwickeln. Ein ganz praktisches Lernen von ökologischen, sozialen und ökonomischen Zusammenhängen entsteht so für alle Beteiligten.

Bei den regelmäßigen Hoffesten mit Besichtigungen kommt es automatisch zu einem regen Austausch aller beteiligten. Richtige Kulturereignisse sind diese Feste für Gross und Klein! Häufig schlage ich auch die Einführung eines regelmäßigen „Samstag-Brunch“ (Frühstück/Mittagessen-Buffet) vor. Beteiligte können so ihre Freunde auf „ihren“ Hof mitbringen. Diese Veranstaltungen helfen den Hof nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial breiter aufzustellen.

Schon vor 30 Jahren hatten wir sehr erfolgreich ein solches System in unserer sozial-biologisch-dynamischen Dorfgemeinschaft (Camphill-Community Gange/Oaklands) in England aufgebaut. Wir hatten für jeden unserer 200 Dorfbewohner exakt genauso viel Land, wie jedem Engländer im Durchschnitt zur Verfügung steht. Mit vier verantwortlichen Landwirtsfamilien, drei Lehrlingen und ein paar Praktikanten konnten wir die ganze Dorfgemeinschaft reichlich mit Getreide (Brot), Gemüse, Obst, Eiern, Milch, Käse, Kräutern und Feuerholz das ganze Jahr über aus unserem gesunden „Hoforganismus“ versorgen. Da wir keinerlei Futter- oder Düngemittel einfuhren und die Fruchtbarkeit des Bodens trotzdem aufbauen wollten, mussten wir genau auf die Balance zwischen dem Lebensmittelanbau und dem fruchtbarkeitsgarantierenden Tierbestand achten. Dieser artgerecht gehaltene Tierbestand (Kühe, Rinder, Schafe, Schweine, Hühner und Gänse) ermöglichte zudem eine Fleischnahrung von ein- bis zweimal wöchentlich.

Wir brauchten keine Theorien, ob null- oder siebenmal die Woche Fleischverzehr richtig sei. Das praktische Leben selbst zeigte uns: ein-, zweimal die Woche ist Fleischverzehr ohne Schaden für die Umwelt möglich. Natürlich gab es bei uns auch Vegetarier oder Veganer. Andere konnten dafür etwas mehr Fleisch- oder Milchprodukte essen. Viele Menschen brauchen noch tierische Produkte, um „die Füße auf der Erde“ zu behalten.

An die umliegenden Märkte hatten wir zusätzlich Gemüse, Kräuter und Obst verkauft. Dafür konnten wir unsere speziellen Bedürfnisse an Gewürzen, Ölen, Nüssen usw. durch den Biogroßhandel befriedigen. Nach meiner Erfahrung profitieren besonders die Kinder durch solche sozial offenen Konsumenten-Produktionsgemeinschaften. Das Leben selbst ist hier der beste Lehrmeister. Viele Kinder zogen ihre Eltern immer wieder an unseren Hof. Auch meine vier Kinder liebten das Leben am Hof. Mit der Pubertät distanzierten sie sich zwar etwas, aber dieses Fundament wirkt nachhaltig. Zwei meiner Kinder studierten biologische Landwirtschaft in Witzenhausen bei Kassel und sind heute in einem biologisch-dynamischen Betrieb bzw. in der Landschaftspflege tätig.

Wie viele Menschen könnten sich z.B. für einen 50 ha (500‘000 m 2 ) Hof mitverantwortlich fühlen? Da für jeden Bürger in Mitteleuropa 2‘000 – 2‘500 m 2 landwirtschaftliche Fläche für die Ernährung zur Verfügung stehen, sollten es idealerweise mindestens 200 Menschen (ca. 50 Familien) sein, die einen 50 ha Hof mittragen (ca. eine Familie pro ha.). Ob meine 2000 – 2500 m 2 Land „konventionell“, „bio“ oder „biologisch- dynamisch“ bearbeitet werden, entscheide ich also über meine Art der Anteilnahme und Lebensmittelwahl.

Viel mehr Kultur-Bio-Läden in den Städten könnten als ideale Ver- mittler entwickelt werden. Händler sollten eigentlich grundsätzlich als „Mittler“ zwischen Produzenten und Konsumenten eine dienende Funktion einnehmen. Die Idee der „dienenden Mittlerrolle des Händlers“ müssten wir allerdings noch den meisten Supermarktketten näherbringen. Zu oft spielen diese die Produzenten gegeneinander aus, nur um ihren Profit zu steigern.

Ganz neue lokale Währungen könnten sehr fruchtbar in Verbindung mit gesunden „Hoforganismen“ gestartet werden und diese fördern. Im zweiten Teil dieses Buches entwickele ich ein Geldsystem, in dem der Leser eine gesunde landwirtschaftliche Produktion als Basis für ein solches Geld erkennen kann.

Die vielen kleinen Versuche, sich durch „Permakultur“, „Transition Town“ oder andere „Stadtgarten-Bewegungen“ zu ernähren, sind sehr wichtige Lernprojekte in unserer Gesellschaft. Allerdings kann nur ein kleiner Teil der benötigten Lebensmittel so erzeugt werden. Der größte Teil unserer Nahrung, besonders das Getreide, wird weiterhin von landwirtschaftlichen Betrieben angebaut werden müssen. Da wird eine sehr harte Arbeit geleistet, die auch, wie schon gesagt, eine lebendige, ständig forschende Professionalität voraussetzt.

Schülern sollte man zunehmend Hof- und Gartenpraktika ermöglichen! In unserer elektronikverseuchten Welt ist dies besonders wichtig, damit sie einen Anschluss an die „reale“ Welt bekommen. Für die Gärtner und Landwirte ist die Organisation dieser Aufenthalte mit sehr viel Arbeit verbunden und gehört unbedingt bezahlt. Auch wirkt sich die Integration von behinderten Menschen und besonders psychisch destabilisierten Menschen in Landwirtschaftsgemeinschaften sehr positiv aus. Einige Wochen oder Monate Mitarbeit auf dem Hof gibt diesen Menschen wieder „Boden unter den Füßen“ und die oft jahrelang verabreichten teuren Pharmazeutika können vielfach ganz abgesetzt werden. Zur „Heilung“ unserer Gesellschaft können gesunde Hoforganismen eine immer größere Rolle spielen. Finanziell muss solche Extra-Arbeit für die Hofgemeinschaft allerdings vergütet werden. Die Kosten für diese stabilisierenden Aufgaben betragen nur einen Bruchteil der sonst oft fragwürdigen Behandlungen in Psychiatrien.

Es gibt nun einige gemeinnützige Vereine und Stiftungen, die zukunftstragende Hofgemeinschaften unterstützen, in dem sie z.B. Höfe in ihre Trägerschaft übernehmen und schrittweise entschulden. So unterliegen diese Höfe nicht weiter dem Zugriff egoistischer Erben, denen es nur ums Geld geht. Ganz neue Wirtschafts- und Sozialformen können sich an diesen Höfen entwickeln.

Meine Frau Isabelle und ich haben einen landwirtschaftlichen Fonds „Erde und Kultur“ innerhalb der Stiftung Edith Maryon in Basel gegründet. Geldgeber können hierdurch zukunftsweisende Hofprojekte und besonders die pädagogische Arbeit mit Schulklassen unterstützen. Für Schulklassen auf unserem Gemeinschaftsbetrieb Hof Maiezyt in Habkern im Berner Oberland vermitteln wir konkret eine Unterstützung für die pädagogische Landarbeit. (Im Anhang dieses Buches finden Sie auf den Seiten 289/290 das Reglement und die Bankverbindung des Fonds „Erde und Kultur“).

Die „Bio-Stiftung Schweiz“ hat einen „Bodenfruchtbarkeitsfonds“ eingerichtet über den Private und Unternehmer Gelder gezielt an Landwirte für den Aufbau der Bodenfruchtbarkeit geben können. In der ersten Phase wurden über 30 bio- und biodynamische Landwirte in Deutschland, Österreich und der Schweiz fachlich beraten und finanziell für ihre zukunftssichernden Arbeiten unterstützt.

Der Staat sollte ebenfalls seine Verantwortung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft übernehmen. Dafür sollten die Landwirtschaftsschulen und Universitäten die Gesundheit von Boden, Pflanze, Tier und Mensch in den Mittelpunkt stellen und Schluss machen mit der lobbygesteuerten Industrielandwirtschaftspolitik, welche die Ausrottung der kleinen und mittleren Landwirtschaftsbetriebe zur Folge hat. Freie Handelsabkommen, die Mensch und Natur schädigen, tragen ebenfalls zur Vernichtung unserer Bauern bei. Es müssten importierte Futtermittel und die Agrochemie kräftig besteuert werden. Ebenso sollten die importierten Lebensmittel, basierend auf deren verursachten ökologischen und sozialen Schaden mit Steuern belegt werden. (Siehe Näheres auch unter „Steuer“(ungs)-möglichkeiten). Landwirte könnten so realwirtschaftlich und ökologisch arbeiten. Nur wer weiterhin mit Chemie und ungesunden Methoden arbeiten will, müsste verpflichtet werden, ein Label für „ungesunde Landwirtschaft“ auf den Produkten anzubringen. Wie heute auf den Zigarettenschachteln sollten diese Labels auch auf die fatalen Schäden an Mensch und Natur der ungesund produzierten Lebensmittel hinweisen.

Weiterhin schlage ich eine Humus- und Ökobilanzsteuer vor, welche die ökologische Gesamtsituation verbessern kann. Alle fünf Jahre kann man für jeden Hof neu eine Humus- und Ökobilanz erstellen. Es müssten die Humuswerte aller Landstücke, die Hecken, Biotope, die Waldstücke, die Wildecken usw. in Quantität und Qualität bilanziert werden. Die Gesamtergebnisse würden alle fünf Jahre wieder verglichen, und der Unterschied besteuert werden. Wer seinen Hof ökologisch verbessert hat, bekommt Beträge aus Steuern ausbezahlt. Wer seinen Hof ökologisch verschlechtert hat, muss Steuern bezahlen. Wichtig ist, dass diese Bewertungskriterien nicht nur von Biologen, sondern auch von erfahrenen ökologischen Landwirten erstellt werden. Schließlich geht es ja um die gemeinsame Nachhaltigkeit für Mensch und Natur. Besonders in der biologisch-dynamischen Landwirtschaftsbewegung ist in dem Bereich Boden- und Landschaftsentwicklung wissenschaftlich schon einiges an Vorarbeit geleistet worden.

Weiter oben wurde vorgeschlagen, dass grundsätzlich Subventionen für die Landwirtschaft wegfallen sollten. Die Verwaltung der Gelder und die schikanösen bürokratischen Kontrollen der Bauern kosten Unsummen. Die Bürger sollten diese Steuergelder lieber behalten und könnten so auch die „realen Preise“ für den landwirtschaftlichen Service bezahlen. Für gezielte Umweltmaßnahmen und Landwirtschaft in Bergregionen soll man natürlich weiterhin Unterstützung gewähren. Diese Gelder sollten allerdings von Kennern einer gesunden ökologischen Landwirtschaft verwaltet werden.

Ein großes Problem für die praktizierenden und hofsuchenden Landwirte sind auch die ständig steigenden Landpreise. Zu viel wird mit Land spekuliert bzw. durch Erben egoistisch meistbietend verkauft oder verpachtet. Auch wird für die mehrwerdenden Biogasanlagen immer mehr humuszehrender Mais angebaut, was das Land knapper und noch teurer werden lässt. Unter „Die lieben Erben“ und „Steuer(-ungs)maßnahmen“ mache ich Vorschläge, wie wir aus diesem unökonomischen und humusverzehrenden Teufelskreis herauskommen können.

Aus: „Jeder kann die Zukunft mitgestalten“ von Uwe Burka (LINK)

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