Ein verantwortungsbewusster und vorausschauender Unternehmer investiert ständig in den Erhalt und die Weiterentwicklung der Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen usw.), um auch morgen noch produzieren zu können. Auch kümmert er sich um das Wohlergehen und die Weiterbildung der Mitarbeiter und ihrer Familien, denn den Herausforderungen von morgen kann er nur mit einer professionellen und hoch motivierten Mannschaft entgegentreten.
Solcher Vorausblick scheint sich allerdings mehr und mehr zu verflüchtigen, je größer die Firmen, Strukturen oder Länder werden. Fast nicht existent scheint die vorausblickende Verantwortung auf globaler Ebene zu sein. Abgesehen von politischen Lippenbekenntnissen und einiger Einzelinitiativen sowie aktiver NGOs, scheint es kein ein wirkliches Engagement zum Erhalt der Erdennatur, unser aller Lebensgrundlage, einerseits und andererseits zur Kulturentwicklung für jeden Erdenbürger zu geben.
Alles wird der Gier nach kurzfristigem Profit untergeordnet. Selbst unsere Politik- und Rechtssysteme dienen zunehmend diesem alles fressenden, neoliberalen Wirtschaftssystem, anstatt konsequent die menschliche und natürliche Entwicklung zu verteidigen und voranzubringen.
Auch das Kultur- und Bildungswesen untersteht mehr und mehr der Bevormundung von Wirtschaft und Staat. Von FREIHEIT kann da immer weniger gesprochen werden. Besonders unsere Kinder degenerieren in den Schulen in ihren praktischen, künstlerischen und sozialen Fähigkeiten.
Die Entflechtung von Staat (mit dem Rechtssystem), Kultur (mit dem Bildungssystem) und Wirtschaft ist dringender denn je notwendig, um wirklich FREIHEIT, GLEICHHEIT und BRÜDERLICHKEIT zu schaffen.
° FREIHEIT schrittweise verwirklichen: Die Kultur und das Bildungswesen, also die Fähigkeitsentwicklung der Menschen, sollten von der Bevormundung von Staat und Wirtschaft befreit werden. Frei gewählte Gremien sowie die Schüler, Eltern, Studenten, Ausbilder und die Kulturtreibenden selbst können am besten frei entscheiden, was, wie, wann und wo Kultur und Bildung für die Entwicklung von Mensch und Natur gefördert wird. Es könnten z.B. Bildungsgutscheine für eine freie Schulwahl und Weiterbildung ausgegeben werden. Eine Befreiung der Kultur und des Bildungswesens müsste einsetzen, um Mensch und Natur überhaupt eine Entwicklungsmöglichkeit wiederzugeben. Viele Menschen könnten als Lernende und Lehrende in den Kulturbereich wechseln. Jegliche gesunde soziale und wirtschaftliche Entwicklung hängt von der Aufwertung unserer kulturellen Aktivitäten und der menschlichen Fähigkeitsentwicklung ab. Auch wenn die Kulturentwicklung große finanzielle Hilfen braucht, sollte sie nie zum wirtschaftlichen oder politischen Objekt werden.
Für die freie Kultur- und Gesellschaftsentwicklung ist es auch notwendig die Medien von Wirtschaft und Staat zu „befreien“. Freie unabhängige Berichterstattungen braucht es! Auch Naturschutz und die Landwirtschaft, soweit es um deren Naturprozesse geht, würde ich dem Kulturbereich zuordnen. Erde und Kultur (im Französischen und Englischen heißt es ja auch agri-cultur/-e) müssen sich wieder ohne Druck von Wirtschaft und Staat entwickeln können. Natur und Kultur sind die lebendigen Grundlagen unser aller Existenz.
° GLEICHHEIT schrittweise verwirklichen: Die demokratisch gewählten Regierungen mit den Rechtssystemen sollten sich schrittweise aus dem Kultur- und Bildungswesen zurückziehen, damit dieses sich entwickeln kann. Ebenso gilt dies für den Rückzug aus dem Wirtschaftsleben, damit dieses sich brüderlich entwickeln kann. Nur so können die Staaten mit den Rechtssystemen sich ganz unabhängig für die
GLEICHHEIT der Menschen einsetzen, und wo nötig, im Sinne der Menschenrechte schützend einschreiten. „Geld“ ist eine Rechtsübereinkunft, ein Recht auf Ware und Dienstleistungen, und hat keinen Wert an sich. Es gehört ganz unter die Aufsicht eines entschlackten Staates mit Hilfe der zu entprivatisierenden Nationalbanken. Hierzu sollte neben der Judikative, der Legislative und der Exekutive eine vierte unabhängige Staatsgewalt, die „Monetative“ (Kontrollorgan über das Geld) neu geschaffen werden. Diese Monetative hätte, die Aufgabe, die Geldschöpfung, Geldmenge und Geldströme so zu regulieren, dass das Geld wieder „Diener“ unserer Realwirtschaft und damit einer positiven Gesellschaftsentwicklung wird. Den Privatbanken muss die ungerechte Schöpfung und die Spekulation mit Giralgeld untersagt werden. (Im zweiten Teil des Buches wird noch näher auf die „Geldkontrolle“ eingegangen.)
Boden, Arbeit und Kapital brauchen rechtlichen Schutz damit sie nicht weiter als Spekulationsobjekte missbraucht werden. Sie sind Wirtschaftgrundlagen, aber ebensowenig Waren wie das Geld. Neue Rechtstrukturen sind dazu nötig. (Siehe Kapitel „Der alles tötende Wucher“.)
Der Staat sollte den Medien eine Rechtssicherheit geben, so dass sie frei von der Wirtschaft und der Politik werden. Nur so kann ein objektiver und emanzipierter Informationsfluss und Austausch drüber stattfinden. Ohne freie Medien ist keine Demokratie möglich! Die politischen Parteien sollten sich auf diese Kernaufgaben des „rechtsichernden“ Staates konzentrieren und nicht weiter als Helfer der Finanzmärkte dienen oder ins Bildungswesen hineinpfuschen.
° BRÜDERLICHKEIT schrittweise verwirklichen: Das Wirtschaftsleben sollte eine brüderlich / schwesterlich dienende Rolle übernehmen. Assoziationen der verschieden Beteiligten zwischen Produktion und Konsumation könnten dafür sorgen. Wichtig ist, dass die Wirtschaft sich aus Bildungs- und Rechtsbereich (Politik) heraushält. Durch die fortschreitende Arbeitsteilung sind unermessliche Reichtümer und Möglichkeiten hervorgebracht worden. Die Sozial-, Kultur- und Bildungsentwicklung über Generationen sowie die Geschenke aus der Natur haben für diesen Reichtum gesorgt. Die Profite dieser Entwicklung sollten wieder diesen Fundamenten, nämlich Mensch und Natur, zu deren Erhaltung und weiteren Kultivierung zugeführt werden. Das heutige Abziehen der Profite in die unproduktiven und lebensfeindlichen Spekulationsmärkte muss deshalb schnellstens gestoppt werden.
Auf allen Ebenen sollten Wirtschaftsräte oder Assoziationen aus Produzenten, Händlern, Konsumenten und Dienstleistern gebildet werden, die miteinander aus einem praktischen Verständnis heraus einer brüderlichen (geschwisterlichen) Wirtschaft Richtung und Impulse geben. Zusammen werden diese Gremien auch die angemessenen Richtpreise vorschlagen, die allen Beteiligten ein würdevolles Leben ermöglichen. Da der Wirtschaftsbereich für die Produktion und die Konsumbefriedigung aller beteiligten Menschen zuständig ist, wird er selbst, aus rein wirtschaftlicher Sicht, dafür sorgen, dass der Bildungsund Kulturbereich sowie der Naturschutz großzügig versorgt werden und dass die gesamte anfallende Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilt wird. Die Arbeitslosen können dann nicht einfach weiter egoistisch an den Staat weitergereicht werden.
Wir sehen, dass es zur Heilung unseres westlichen Systems einiges zu ordnen gibt. So wie auch bei den Systemformen Kommunismus, Diktatur und Islam. Zum Verständnis der Problematik von globalen Zusammenhängen in Bezug zu den kaum verstandenen Idealen FREIHEIT (Kultur, Bildung, Religion), GLEICHHEIT (Staat, Rechtswesen) und BRÜDERLICHKEIT (Wirtschaft) sei hier noch auf die verschiedenen Einseitigkeiten bei den verschiedenen weltlichen Machtsystemen aufmerksam gemacht:
Im westlichen Kapitalismus herrscht die Wirtschaft über alles. Kultur und Bildung können sich nicht „frei“ entwickeln und der Staat kann sich nicht für die „Gleichheit“ aller Bürger einsetzen.
Im Kommunismus und in Diktaturen herrscht der Staat über alles. Kultur und Bildung können sich nicht „frei“ entwickeln und ein „brüderliches“ Wirtschaften ist bei diesem Diktat nicht möglich.
Bei den islamischen Staaten herrscht die jeweilige Religionskultur über alles. Das Rechtswesen kann sich nicht für die „Gleichheit“ aller Bürger einsetzen und auch ein „brüderliches“ Wirtschaften ist bei diesem Diktat nicht möglich.
Wir haben es also bei jedem der verschiedenen Macht-Systeme mit Einseitigkeiten zu tun. Zudem schaut jedes einseitige System die anderen einseitigen Systeme aus seinem einseitigen Blickwinkel an. Die einseitigen Wahrnehmungen vervielfältigen sich also noch. Dies ist gefährlich!
Europa hat sich leider dem westlichen Kapitalismus verschrieben. Dabei hätte gerade Mitteleuropa kulturhistorisch gesehen die besten Voraussetzungen die Ideale von FREIHEIT, GLEICHHEIT und BRÜDERLICHKEIT zu verstehen und zu deren Verwirklichung eine dreigegliederte Struktur zu entwickeln. Mitteleuropa könnte so glaubwürdig als Mittler zwischen den einseitigen Positionen der verschiedenen Machtblöcke tätig werden.
Mit dieser dreigegliederten Organisation kann jeder Einzelne heute einfach schon praktisch beginnen tätig zu werden: Jeder Einzelne kann zur freien Bildung und Kulturentwicklung beitragen, sich um nachbarschaftliche und kollegiale Gleichberechtigung bemühen und zu fairen und brüderlichen Dienstleistungen und Preisen beitragen. Die zukünftige gesellschaftliche Ordnung hängt von diesen persönlichen Beiträgen und der breiteren Bewusstmachung dieser Grundprinzipien ab.
In Gemeinschaften können sich diese drei Ideale noch weiter entwickeln. In den von mir mit gegründeten Gemeinschaften haben wir intensiv an diesen drei Prinzipien gearbeitet und konnten dadurch einen starken sozialen Organismus entwickeln. Für die drei Bereiche FREIHEIT, GLEICHHEIT und BRÜDERLICHKEIT hatten wir je einen Kulturrat, einen Rechtsrat (der auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen zuständig war) und einen Wirtschaftsrat gegründet. Diese Räte hatten sich regelmäßig mit den gleichnamigen Räten anderer Gemeinschaften getroffen, um den jeweils zu verantwortenden Bereich weiter zu entwickeln. Einmal im Jahr gab es Zusammenkünfte an denen sich alle drei Räte zusammen trafen.
Aus: „Jeder kann die Zukunft mitgestalten“ von Uwe Burka (LINK)

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